Feature: Vorbereitungen für Beijing 2022 laufen auf Hochtouren

German.news.cn| 28-11-2021 16:53:10| 新华网
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Die Luftaufnahme zeigt eine Aufführung während der Feierlichkeiten zum 1000-Tage-Countdown für die Olympischen Winterspiele 2022 im Stadtbezirk Chongli von Zhangjiakou in der Provinz Hebei in Nordchina, 11. Mai 2019. (Xinhua/Xing Guangli)

Autorin: Rotraut Wittkowski

BEIJING, 28. November (Xinhua) -- Am ersten Dezemberwochenende wird sich der „Snow Ruyi“ in Zhangjiakou von seiner besten Seite zeigen. Dann nämlich kommen die Skispringerinnen und Skispringer sowie die Nordischen Kombinierer der internationalen Wettkampfserie Continental Cup, die von der nagelneuen Olympiaschanze in die Lüfte abheben. Es ist die letzte Generalprobe für die XXIV. Olympischen Winterspiele in China vom 4. bis 20. Februar 2022. Zuvor waren die Rennrodler dran, darunter auch die deutsche Auswahl, um den neuen Eiskanal für die Disziplinen Bob, Skeleton und Rodeln in Yanqing zu testen. Dieser trieb Julia Taubitz wegen seiner gigantischen Ausmaße die Freudentränen in die Augen. Auch Bob-Olympiasieger Francesco Friedrich, der Anfang Oktober die Testrennen im kleinen und großen Bob gewann, schwärmte von den Fahrten im Eis-Labyrinth, welches etwa zwei Stunden von Beijing entfernt liegt: 16 Kurven schlängeln sich auf knapp 1,9 Kilometer Länge wie ein chinesischer Drache durch die Berge. Für den Sachsen aus Pirna, der bei Olympia erneut das Double anpeilt, ist damit ein neuer Superlativ geschaffen worden. „Inmitten des Xiaohaituo-Gebirges ist die Bahn sowohl fahrerisch als auch touristisch ein Highlight“, meinte Friedrich. Und Vorstandschef Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband bezeichnete die neue Eisbahn im Xiaohaituo-Gebirge gar als „die spektakulärste Sportanlage, die wir jemals gebaut haben“. Ihm stimmte Rodel-Bundestrainer Norbert Loch zu und bestätigte, dass die Bahn "sehr anspruchsvoll" sei, "weil für alle drei Disziplinen fast in jeder Kurve völlig andere Prinzipien anzusetzen sind“.

Sie alle müssen sich nicht mehr lange gedulden: Am 4. Februar 2022 werden die Olympischen Winterspiele in Beijing eröffnet und dauern bis zum 20. Februar, anschließend folgen die paralympischen Wettbewerbe vom 4. bis 13. März. Damit ist die chinesische Hauptstadt nach Olympia 2008 die weltweit einzige Metropole, die Sommer- und Winterspiele veranstaltet. Diesmal werden die Wettkämpfe an drei Orten durchgeführt: in Beijing selbst, im Vorort Yanqing, dem Standort der beeindruckenden Eisbahn, sowie in Zhangjiakou in der angrenzenden Provinz Hebei mit den Skisprung-Anlagen.

Neben den Rennrodlern kamen die Ski- und Snowboardcrosser sowie die Shorttracker in den Genuss, die olympischen Wettkampfstätten bei internationalen Wettbewerben zu testen. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erhielt nach Aussage seines Sportdirektors Kit McConnell von den Athletinnen und Athleten ein „einstimmig positives Feedback“ – nicht nur zum Sliding Center, sondern auch hinsichtlich der exzellenten Organisation und hohen Sicherheitsstandards für alle Beteiligten. Und: „Die Veranstaltungsorte sind absolut herausragend“, so McConnell.

Das Foto, aufgenommen am 18. Oktober 2020, zeigt das National Sliding Center in Yanqing für die Olympischen Winterspiele 2022 in der chinesischen Hauptstadt Beijing. (Xinhua/Zhang Chenlin)

Wie schon 2008 scheut die chinesische Führung auch diesmal keine Mühen und Kosten, um den Sportlerinnen und Sportlern aus aller Welt herausragende Spiele zu organisieren. Für das Großprojekt setzte sich Staatspräsident Xi Jinping, selbst ein begeisterter Sportfan, von Anfang an persönlich ein. Wenige Stunden bevor Beijing am 31. Juli 2015 den Zuschlag bekam, hatte Xi via Fernsehansprache noch einmal Chinas Bewerbung bekräftigt: „Die Olympischen Winterspiele 2022, wenn sie in China stattfinden, werden den Austausch und das gegenseitige Verständnis zwischen den chinesischen und anderen Zivilisationen der Welt fördern und mehr als 1,3 Milliarden Chinesen ermutigen, sich mit Interesse und Leidenschaft für den Wintersport zu engagieren, und ihnen noch eine Gelegenheit geben, die olympische Bewegung voranzubringen und den olympischen Geist zu fördern.“ Xi versprach, dass seine Landsleute 2022 „fantastische, außergewöhnliche und hervorragende“ Winterspiele mit einem „grünen, inklusiven, offenen und sauberen Ansatz“ ausrichten.

Mehrmals inspizierte der chinesische Staatspräsident die Baumaßnahmen in Beijing und Zhangjiakou, die auf Grundlage eines breiten Nachhaltigkeitsplans erfolgten. Ziele sollten positive Auswirkungen auf die Umwelt, neue Entwicklungen für die Region und ein besseres Leben für die Menschen vor Ort sein. So hat sich die weniger entwickelte Region Chongli um Zhangjiakou in ein Paradies für Skifahrer verwandelt und wurde 2019 von der New York Times sogar auf ihrer „52 Places to Go“-Liste der weltweit sehenswertesten Skigebiete erwähnt. Auch die lokale Bevölkerung profitiert: Während 2015 noch 16,8 Prozent der damals 100.000 Einwohner Chonglis unter der nationalen Armutsgrenze Chinas lebten, sind nun fast 30.000 Menschen der inzwischen 126.000 Einheimischen in den Skiresorts oder bei damit verbundenen Organisationen und Unternehmen beschäftigt.

Auch in Beijing erfolgte eine große Nachhaltigkeitsinitiative in Form der Erneuerung des Stadtbezirks Shougang, eines ehemaligen Industriekomplexes, der nach den Sommerspielen 2008 aus der Stadt weggezogen war. Nun wurde Shougang neu belebt und beherbergt unter anderem den Sitz des Beijinger Organisationskomitees. Doch auch altbewährte Stätten rücken wieder in den Fokus. Sieben Veranstaltungsorte der Sommerspiele 2008 werden erneut für die anstehenden Winterspiele 2022 genutzt. Unter ihnen das Schwimmzentrum, lokal als „Water Cube“ bekannt, in welchem nun die Curling-Wettbewerbe stattfinden werden. Und: Es wird auch ein Wiedersehen mit Beijings Olympiastadion geben, welches wegen seiner außergewöhnlichen Architektur als „Vogelnest“ berühmt wurde. Wie schon 2008 werden dort die Eröffnungs- und Abschlussfeiern stattfinden.

Längst sind die Baumaßnahmen an den Austragungsorten abgeschlossen – unter Beachtung klimafreundlicher Maßnahmen. Zum ersten Mal in der olympischen Geschichte wurde eine hundertprozentige Ökostromversorgung durch Windkraft- und Photovoltaikanlagen realisiert. Premiere feiert auch der Einsatz umweltfreundlicher Kältemittel für die Eisflächen-Präparierung, womit CO2-Emissionen auf nahezu null gesenkt werden können. Beijing 2022 wirbt mit der fortschrittlichsten, umweltfreundlichsten und energieeffizientesten Eisherstellungstechnologie überhaupt. Laut Liu Haifeng, dem stellvertretenden Leiter der Organisationsgruppe für die Olympischen Winterspiele in Zhangjiakou, werden auch die Schneesportstätten durch die Umsetzung grüner Designkonzepte und Zusammenführung vorhandener natürlicher Ressourcen den Bereich der erneuerbaren Energien voll ausschöpfen.

Beijings grünes Konzept steht damit im Einklang mit der Olympischen Agenda des IOC von 2020, die darauf abzielt, Olympia in den langfristigen Entwicklungsplan von Städten und Regionen zu integrieren. Und, wie schon frühere Gastgeber, nutzen auch diese Organisatoren das globale Sportevent, um die chinesische Kultur in Kombination mit technologischen Innovationen einem internationalen Publikum in vielfältigster Form zu präsentieren: fahrerlose Autos, 5G-gestütze Übertragungen und Cloud-basierter Rundfunk. Selbst die Olympische Fackel erfüllt das Prädikat Nachhaltigkeit, indem sie durch ein eigens entwickeltes Verbrennungssystem mit umweltfreundlichem Wasserstoff betrieben wird. Prompt sprach der IOC-Präsident von einem „neuen Maßstab für nachhaltige Olympische Spiele, indem Beijing 2022 einerseits vom Erbe der Spiele 2008 profitiert und andererseits eine neue Wintersportdestination nachhaltig entwickelt“. Gleichzeitig lobte Bach, dass „die Vorbereitungen auf die Spiele trotz der Herausforderungen der Corona-Pandemie so reibungslos verlaufen sind“.

Das offizielle Bild zeigt das Maskottchen der Olympischen Winterspiele Beijing 2022, Bing Dwen Dwen (links), und das Maskottchen der Paralympischen Winterspiele Beijing 2022, Shuey Rhon Rhon. (Xinhua)

Am 20. Oktober ist das Olympische Feuer, welches traditionell in Olympia 370 Kilometer von Athen entfacht wird, für die Winterspiele 2022 in Beijing eingetroffen. In einer Begrüßungszeremonie am Olympia-Turm nahm Cai Qi, Sekretär des Beijinger Stadtkomitees der KPCh, der das Organisationskomitee der Winterspiele leitet, die Flamme im Anschluss entgegen und entzündete mit ihr ein größeres Feuer auf einem Podest. Später wird die Flamme durch verschiedene chinesische Städte getragen. Zwei Tage vor der Eröffnung ist dann ein Fackellauf mit 1.200 Teilnehmern geplant, der entlang der Wettkampfstätten führen wird.

Beim Design der Fackel, welches am 4. Februar 2021 präsentiert wurde und den einjährigen Countdown markierte, werden Erinnerungen an den Hauptkessel der Sommerspiele 2008 wach. Auch jetzt dominiert die Farbkombination aus Rot und Silber als Symbol von Feuer und Eis. Das neue Design ähnelt zwei überlappenden, flatternden Bändern, die sich spiralförmig in die Senkrechte drehen; und wenn ein Träger die Flammen an den nächsten weitergibt, vereinigen sich die beiden Fackeln wie ein fester Händedruck, eine Geste, die für Verständnis und Respekt stehen soll.

Die Fackel trägt den Namen „Flying“, die eingravierten Olympischen Ringe mit Wolken- und Schneeflockenmustern sowie das Emblem von Beijing 2022 namens „Wintertraum“.

Identisch in Struktur und Muster ist die Fackel für die Paralympischen Spiele, jedoch unterscheidet sie sich farblich durch ihren Gold- und Silber-Look, eine Gravur in Blindenschrift und das Emblem namens „Flug“.

Beide Embleme vereinen chinesische Kalligrafie und das fernöstliche Kulturerbe mit olympischem bzw. paralympischem Wintersport. Das Ergebnis ist eine moderne Komposition abstrakter, rhythmischer Formensprache. Dafür hatten die Organisatoren bereits am 31. Juli 2016 bis Ende November 2016 eine weltweite Ausschreibung gestartet und stellten fest, dass viele der eingereichten Vorschläge eine Kombination von Elementen chinesischer Kultur mit Wintersport beinhalteten. Auch das besondere Design der Piktogramme für die zahlreichen Sportarten wurde von chinesischer Kalligrafie und traditionellen Siegelschnitzereien inspiriert.

Dieses Zusammenspiel von chinesischer Kultur in moderner, internationaler Anmutung zieht sich wie eine Art Leitthema durch viele Details des großen Sportspektakels. So auch durch das Design der Medaillen, das am 26.10.2021 vorgestellt wurde. Sie heißen „Tongxin“, was so viel bedeutet wie „gemeinsam als eins“, und haben Symbole der chinesischen Philosophie der Harmonie und Wolken- und Schneeflockenmustern auf der Vorderseite sowie ein Himmelszelt auf der Rückseite. Die Form entstand in Anlehnung an eine doppelte Jadescheibe mit der Bezeichnung „Bi“.

Es fehlen noch die offiziellen Maskottchen der Spiele, die traditionell ebenfalls eigene Namen haben: Bei „Bing Dwen Dwen“ handelt es sich um einen winkenden Pandabären, der einen innovativen Ganzkörperanzug trägt. Das Nationaltier Chinas war bereits bei den Olympischen Sommerspielen 2008 eines der fünf Fuwa-Maskottchen. Das Maskottchen soll vor allem die Stärke und Willenskraft der Athleten verkörpern, aber auch allen Zuschauern Freude bereiten. „Shuey Rhon Rhon“, das Maskottchen der Paralympischen Spiele, ist einer chinesischen roten Laterne nachempfunden. Das kulturelle Symbol wird mit Ernte, Feiern, Wohlstand und Helligkeit assoziiert. Shuey Rhon Rhon ist ein Laternenkind, welches mit Elementen des traditionellen chinesischen Papierschnitts und der Ruyi-Ornamente ausgestattet ist. Natürlich hoffen die Organisatoren, dass „Bing Dwen Dwen“ und „Shuey Rhon Rhon“ auch als Merchandising-Artikel, von denen es mehr als 3.000 lizensierte Produkte gibt, gut bei den Konsumenten ankommen.

Für inländische und internationale Sportfans, die nicht zu den Spielen fahren können, wurde eine riesige B2C-Online-Plattform eingerichtet, die sicherlich kräftig genutzt wird. Da die COVID-19-Pandemie in vielen Teilen der Welt immer noch wütet, sind bei dem sportlichen Großereignis keine Zuschauer aus dem Ausland zugelassen. Gesundheit und Sicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben oberste Priorität.

Die teilnehmenden Sportler sowie Sportfunktionäre und Medienvertreter müssen alle vollständig gegen das Coronavirus geimpft sein oder vorab 21 Tage lang in Quarantäne. Zusätzlich werden alle Sportler täglich getestet. Das strenge Regime ist die Konsequenz aus der strikten Corona-Politik, mit der das bevölkerungsreichste Land die Pandemie viel besser in den Griff bekommen hat als die meisten anderen Länder. Bei den Winterspielen darf nur Publikum aus China teilnehmen – nach strengen Coronatests. Immerhin, denn in Tokio fanden die Spiele im Sommer 2021 weitgehend vor leeren Rängen statt.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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