Deng Hongbo: Protektionismus darf nicht unseren Zeitgeist prägen - Xinhua | German.news.cn

Deng Hongbo: Protektionismus darf nicht unseren Zeitgeist prägen

2025-02-13 10:01:30| German.news.cn
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Von Deng Hongbo

China und Deutschland sollten enger zusammenarbeiten. Beide Länder könnten so zur Stabilität der Weltwirtschaft beitragen. Handels- und Zollkriege kennen keine Gewinner.

BERLIN, 12. Februar 2025 (Xinhua) -- Seit Kurzem ist das chinesische Neujahr vorbei - eine gute Gelegenheit, über unsere Gegenwart nachzudenken. In welcher Zeit leben wir? Bahnbrechende Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI), Quantenforschung und Biomedizin machen rasante Fortschritte. Mittlerweile führen die Sorgen über globale Handelskonflikte und die damit verbundene Unsicherheit zu einem schwindenden Vertrauen in die Zukunft.

Die globale Entwicklung steht erneut an einem Scheideweg. Die Zeit verlangt nach engerer Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland.

In unserer vernetzten Welt haben die Entscheidungen einzelner Länder weitreichende Auswirkungen auf das globale Gefüge. China setzt sein Gewicht gezielt ein: Wir stützen die Weltwirtschaft durch wirtschaftliche Stabilität und verfolgen eine berechenbare Außenpolitik, um globalen Unsicherheiten entgegenzuwirken.

2024 erreichte China ein Wachstum von fünf Prozent - ein Spitzenwert im internationalen Vergleich. 2025 wird China eine aktivere Fiskal- und eine moderat lockere Geldpolitik umsetzen und die Wirtschaft so gestalten, dass qualitative Verbesserungen und ein ausgewogenes quantitatives Wachstum Hand in Hand gehen. Davon profitiert auch die Welt. Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) erhöht jedes Prozent Wachstum in China das Produktionsniveau anderer Volkswirtschaften im Durchschnitt um 0,3 Prozentpunkte.

Die chinesische Wirtschaft kann sich langfristig auf ihre grundlegenden Stärken verlassen. Die Maßnahmen der Regierung zur weiteren Öffnung stärken weiterhin das Vertrauen in Chinas Wirtschaft: China strebt keine Handelsüberschüsse an und ist weltweit der zweitgrößte Importeur. Der durchschnittliche Zollsatz liegt bei nur 7,3 Prozent.

Die Liste der eingeschränkten Sektoren für ausländische Investitionen wird stetig verkürzt - im Fertigungssektor besteht bereits vollständiger Zugang. Seit Kurzem können sich deutsche Staatsbürger bis zu 30 Tage visafrei in China aufhalten. All dies zeigt, dass sich China immer weiter öffnet.

All das sind auch gute Nachrichten für die deutsche Wirtschaft, denn die beiden Volkswirtschaften sind tief miteinander verbunden. Der chinesische Markt dient deutschen Unternehmen seit Jahrzehnten als „Fitnessstudio“. Heute sind immer mehr deutsche Hightech-Firmen als „Trainer“ und „Mitglieder“ aktiv geworden.

China ist seit elf Jahren der größte Markt für Industrieroboter. Der Boom des chinesischen E-Auto-Marktes treibt das Geschäft europäischer Chiphersteller wie Infineon und NXP voran. Deutsche Autobauer, die in China tief verwurzelt und für ihre „Hardware“ bekannt sind, kooperieren zunehmend im Bereich „Software“ mit chinesischen Partnern - ein vielversprechendes Experiment.

Der Kuchen wird in Zukunft noch größer. Bis 2035 wird Chinas Mittelschicht auf 800 Millionen Menschen anwachsen und mit steigender Kaufkraft für eine noch größere Marktnachfrage sorgen. Zudem bleibt Chinas Fokus auf eine qualitativ hochwertige Entwicklung ungebrochen. Das chinesische Start-up Deepseek hat kürzlich mit seinem Open-Source-Modell eine neue KI-Innovationswelle ausgelöst. Inzwischen ist ein Besuch in China für viele deutsche Start-ups zu einem Trend geworden, um dort Kapital, potenzielle Partner, Talente und wertvolle Inspiration zu finden.

Eine zentrale Frage unserer Zeit ist, wie wir mit dem Wettbewerb umgehen. Sollte Wettbewerb für Kooperation genutzt werden, oder sollte man durch Protektionismus andere blockieren? Für China und Deutschland ist die Antwort offensichtlich: Protektionismus sollte nicht unseren Zeitgeist prägen, und Wettbewerb ist eben kein Nullsummenspiel. Handels- und Zollkriege kennen keine Gewinner. Einseitige Zollerhöhungen verstoßen gegen die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO), lösen keine Probleme und gefährden die Stabilität globaler Lieferketten.

2025 markiert das 80-jährige Bestehen der Vereinten Nationen (UN). Als verantwortungsbewusste Länder setzen sich China und Deutschland stets für das internationale System ein, dessen Kern die UN bilden. Es bleibt zu hoffen, dass unsere beiden Länder die Zusammenarbeit weiter vertiefen, echten Multilateralismus praktizieren und so zur Stabilität der Weltwirtschaft und einer kooperativen Weltgemeinschaft beitragen.

Vor über 200 Jahren schrieb Goethe: „Wer sich selbst und andere kennt, wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“ Diese weisen Worte regen auch heute noch zum Nachdenken an. Die Geschichte lehrt uns: Austausch fördert Verständnis, Offenheit bringt Fortschritt. Angesichts der globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sind Offenheit, Toleranz und das Miteinander entscheidend für eine gemeinsame prosperierende Zukunft.

 

Anmerkung der Redaktion:

Deng Hongbo ist Botschafter der Volksrepublik China in Deutschland.

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