Mehrfachkrisen erhöhen Rezessionsrisiko in Europa: IW - Xinhua | German.news.cn

Mehrfachkrisen erhöhen Rezessionsrisiko in Europa: IW

2022-08-13 14:52:05| German.news.cn
2022-08-13 14:52:05| German.news.cn

BERLIN, 12. August (Xinhua) -- Mehrfachkrisen wie die COVID-19-Pandemie und der Russland-Ukraine-Konflikt haben laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) das Rezessionsrisiko in Europa erhöht.

Während nationale Herangehensweisen an große Krisen "nachvollziehbar" seien, bestehe im aktuellen Russland-Ukraine-Konflikt die Gefahr einer "fortschreitenden Divergenz bei der wirtschaftlichen Entwicklung", heißt es in der Studie. Würde das durch die Krisen verursachte "Ungleichgewicht der Volkswirtschaften" verstärkt, würde dies die Europäische Union (EU) "an die Schwelle der Rezession" bringen.

Im vergangenen Jahr verabschiedete die Europäische Union ein 800 Milliarden Euro schweres Konjunkturpaket, um die Folgen der Pandemie zu bewältigen. Spanien und Italien, die beiden am stärksten betroffenen Länder, erhielten mit 77 Milliarden beziehungsweise 70 Milliarden Euro den größten Anteil an nicht rückzahlbaren Hilfen.

Obwohl das Programm positive Anreize für private Investitionen in der EU zu bieten schien, kam es laut der IW-Studie nicht zu der erhofften schnellen oder V-förmigen Erholung.

Die EU-Länder waren in unterschiedlichem Maße betroffen, und in einigen Mitgliedstaaten wie Deutschland, Spanien und Italien liegen private Konsumausgaben oder Industrieproduktion laut der Studie noch immer unter dem Vorkrisenniveau. Darüber hinaus würden die bereits erhöhten Inflationsraten "weiter durch exogene Energiepreisschocks getrieben", berichtete das IW.

Angetrieben durch die steigenden Energiepreise stieg die Inflation in der EU im Juni auf 9,6 Prozent. Die höchsten Raten wurden mit mehr als 20 Prozent in Estland und Litauen verzeichnet. In Deutschland verlangsamte sich der Aufwärtstrend laut offiziellen Daten im Juli leicht auf 7,5 Prozent.

Um die hohen Inflationsraten einzudämmen, hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins angehoben. Nach einem ersten Schritt von 0,5 Prozentpunkten im Juli sollen nun weitere folgen. "Das war die erste Zinserhöhung in 11 Jahren. Tatsächlich ist es aber nur der jüngste Schritt auf unserem Weg, die besonderen Maßnahmen wieder zurückzunehmen, die wir zur Bekämpfung einer Reihe von Krisen ergreifen mussten", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde im Juli.

Eine unmittelbare Auswirkung der Zinserhöhung sei jedoch unwahrscheinlich, so das IW. Vielmehr könnte die Intervention der EZB das Risiko einer Rezession sogar erhöhen. "Die Stagflation ist ein veritables Risiko in Europa", warnte das Institut.

Im Zuge der Energiekrise könnten große Volkswirtschaften mit einem hohen Industrieanteil wie Deutschland ins Hintertreffen geraten, während es für die Unternehmen "zunehmend schwieriger wird, die Wirtschaft produktions- und wettbewerbsfähig zu halten", warnte das IW. "Langfristig führt dies im schlimmsten Fall zur Abwanderung ganzer Industriezweige ins Ausland."

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

Mehr Fotos