* In der Anfangsphase der Fabrik waren Hunderte von Ingenieuren und Technikern aus China erforderlich, um den Betrieb zu stabilisieren und das lokale Personal zu schulen. Heute besteht die Belegschaft überwiegend aus europäischen Mitarbeitern, und die Zusammenarbeit ist Teil des Arbeitsalltags in der Fabrik geworden.
* „Chinesische Hersteller dominieren mittlerweile nicht nur in den Bereichen Zellchemie und Systemintegration, sondern auch im Recycling und im Lebenszyklusmanagement“, sagte der renommierte deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer.
* „Diese Art der tiefgreifenden industriellen Zusammenarbeit trägt dazu bei, die bilateralen Beziehungen über die Politik hinaus zu festigen“, sagte Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA). „Sie spiegelt gegenseitiges Vertrauen, eine langfristige Vision und gemeinsame Wertschöpfung wider.“
Von Xinhua-Autorin Li Hanlin
BERLIN, 29. Juli (Xinhua) -- Im Herzen des deutschen Industriekorridors bietet eine von China unterstützte Gigafabrik für Batterien einen aufschlussreichen Einblick in die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Europa und China bei der Förderung der grünen Transformation in Europa.
Die 1,8 Milliarden Euro teure Anlage im thüringischen Arnstadt wurde vom chinesischen Unternehmen CATL gebaut und wird seit Ende 2022 als erste Großfabrik für die Herstellung von Antriebsbatterien in Deutschland betrieben.
Mit einer jährlichen Auslegungskapazität von bis zu 30 Millionen Zellen, genug um rund 200.000 Elektrofahrzeuge anzutreiben, beliefert die Fabrik wichtige europäische Autobauer, die unter zunehmendem regulatorischem und marktwirtschaftlichem Druck um die Dekarbonisierung wetteifern.
Die Anlage ist jedoch mehr als nur eine Produktionsstätte. Sie hat sich zu einem Testfall für grenzüberschreitende industrielle Integration entwickelt, der Chinas Batterie-Know-how mit der deutschen Ingenieurstradition verbindet und ein Modell für die Zusammenarbeit beider Länder bei der grünen Transformation bietet.
INTERKULTURELLE ZUSAMMENARBEIT
In der Anfangsphase der Fabrik waren Hunderte von Ingenieuren und Technikern aus China erforderlich, um den Betrieb zu stabilisieren und das lokale Personal zu schulen. Heute besteht die Belegschaft überwiegend aus europäischen Mitarbeitern, und die Zusammenarbeit ist Teil des Arbeitsalltags in der Fabrik geworden.
„Anfangs war ich skeptisch gegenüber der chinesischen Fertigung“, sagte Amjad Abdallah, Techniker für die Modulmontage. „Aber durch die Zusammenarbeit habe ich gesehen, wie präzise ihre Systeme sind und wie hoch ihre Standards tatsächlich sind.“
Gemeinsame Teams aus chinesischen und europäischen Technikern arbeiten nun zusammen, um Fertigungslinien zu kalibrieren, Präzisionstoleranzen feinabzustimmen und Fehler in automatisierten Systemen zu beheben. Mit der zunehmenden Integration der Arbeitsabläufe entsteht auch ein informeller kultureller Austausch, und einfache Begrüßungen auf Chinesisch und Deutsch gehören mittlerweile zum Alltag in der Fabrikhalle.
„Anfangs haben wir uns mit Gesten und Englisch verständigt“, sagte der chinesische Ingenieur Qian Lei. „Jetzt scherzen wir schon in einfachem Deutsch.“
Die Auswirkungen dieser Zusammenarbeit reichen weit über die Fabrikmauern hinaus. Lokale Verkehrsbetriebe haben neue Linien eingerichtet, die das Werk anfahren, inklusive zweisprachiger Beschilderung. In der Innenstadt sind kleine Unternehmen entstanden, die sich auf chinesische Mitarbeiter spezialisiert haben, darunter Restaurants und Cafés. Dies spiegelt ein Maß an sozialer Integration wider, das bei Industrieprojekten unter ausländischer Führung selten zu finden ist.
Mit dem Rückgang der Zahl der ausländischen Mitarbeiter haben lokale Mitarbeiter Kernfunktionen wie Modulintegration, Verpackung und Logistik übernommen. „Ich werde bald nach China zurückkehren. Das Team hier ist voll einsatzfähig“, sagte Qian.
WACHSENDE GRÜNE KAPAZITÄTEN
Das Werk in Arnstadt ist Teil einer breiteren Welle chinesischer Investitionen entlang der gesamten europäischen Batterie-Wertschöpfungskette. Chinesische Batteriehersteller verstärken ihre Bemühungen, eine lokalisierte Produktion in ganz Europa aufzubauen.
Neue CATL-Werke sind in Ungarn und Spanien im Bau, während andere Unternehmen in der Slowakei investieren sowie ihre Aktivitäten in Ungarn ausweiten und dort ihre ersten europäischen Fabriken eröffnen. Zusammen sollen diese Projekte die europäischen Automobilhersteller mit lokalen Lieferketten unterstützen und die Umstellung der Region auf Elektromobilität vorantreiben.
Der Standort Arnstadt ist das erste CATL-Werk im Ausland, das klimaneutral betrieben wird. Es wird mit Ökostrom versorgt, verfügt über eine vollständig elektrifizierte interne Logistik und wird über ein intelligentes Energiesteuerungssystem verwaltet. Das Werk arbeitet zudem mit dem deutschen Fraunhofer-Institut zusammen, um Modelle zur Vorhersage der Batterielebensdauer zu entwickeln, mit denen die Haltbarkeit verbessert, die Ressourceneffizienz gesteigert und die langfristigen Wartungskosten gesenkt werden sollen.
„Das Werk produziert nicht nur Batterien der nächsten Generation mit einem geringeren CO2-Fußabdruck, sondern fördert auch Praktiken der Kreislaufwirtschaft wie Recycling und Energieeffizienz“, sagte CATL-Sprecher Caspar Spinnen. „Es zeigt, wie internationale Zusammenarbeit den Wandel zu einer grüneren, nachhaltigeren Zukunft beschleunigen kann.“
„Chinesische Hersteller dominieren mittlerweile nicht nur in den Bereichen Zellchemie und Systemintegration, sondern auch im Recycling und im Lebenszyklusmanagement“, sagte der renommierte deutsche Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer.
Der Standort in Thüringen hat bereits mehr als 1.000 Arbeitsplätze geschaffen und unterstützt gleichzeitig das lokale Baugewerbe, den Einzelhandel und den Nahverkehr. Die steigenden Steuereinnahmen werden laut Arnstadts Bürgermeister Frank Spilling in die öffentliche Infrastruktur investiert, darunter Kindertagesstätten und Wohnsiedlungen.
„Dieses Projekt hat dazu beigetragen, Thüringen als zukünftigen Standort für die Batterieforschung und -produktion zu etablieren“, sagte die Thüringer Wirtschaftsministerin Colette Boos-John.
STRATEGISCHE AUSRICHTUNG
Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der diplomatischen Beziehungen zwischen China und der Europäischen Union trafen sich die Spitzenpolitiker beider Seiten am Donnerstag zum 25. China-EU-Gipfel in Beijing und gaben eine gemeinsame Erklärung zum Klimawandel ab, in der sie anerkannten, dass eine verstärkte Zusammenarbeit zwischen China und der EU in dieser Frage Auswirkungen auf das Wohlergehen der Menschen auf beiden Seiten haben wird.
Während Europa den Wandel zur grünen Industrie beschleunigt, bietet die Erfahrung einer kleinen Stadt in Thüringen einen Einblick, wie die Zusammenarbeit zwischen China und Europa dabei hilft, den wirtschaftlichen Wandel in der Region voranzutreiben.
„Diese Art der tiefgreifenden industriellen Zusammenarbeit trägt dazu bei, die bilateralen Beziehungen über die Politik hinaus zu festigen“, sagte Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA). „Sie spiegelt gegenseitiges Vertrauen, eine langfristige Vision und gemeinsame Wertschöpfung wider.“
„Die Zusammenarbeit ist nicht mehr nur praktisch, sie ist unverzichtbar geworden“, sagte Dudenhöffer. „Chinesische Unternehmen sind führend in Sachen Produktionseffizienz und Energiedichte, europäische Autobauer liegen weiterhin vorne bei Benutzerfreundlichkeit und Design. Das ist eine natürliche und strategische Ergänzung.“
Die Batteriefabrik ist Teil eines größeren Trends. Chinesische Autobauer vertiefen derzeit ihre industriellen Partnerschaften in Europa und beschleunigen ihre lokalen Aktivitäten. BYD baut ein Automobilwerk in Ungarn, Chery hat ein Joint Venture mit dem spanischen Unternehmen Ebro zur Produktion von Elektrofahrzeugen gegründet, und SAIC plant ebenfalls die Errichtung einer Fertigungsstätte in Europa. Mit der zunehmenden Präsenz chinesischer Marken gewinnen deren Elektrofahrzeugmodelle bei den europäischen Verbrauchern immer mehr an Zugkraft.
Aus einer kleinen Stadt in Deutschland heraus gestaltet die sich entwickelnde Partnerschaft zwischen chinesischer Technologie und europäischer Fertigung den Weg und den Standort der grünen Mobilität neu.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)





