Deutschland erteilt japanischer Führung erneut Geschichtslektion - Xinhua | German.news.cn

Deutschland erteilt japanischer Führung erneut Geschichtslektion

2025-12-10 14:26:39| German.news.cn
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Das Foto zeigt den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz bei einer Pressekonferenz in Brüssel in Belgien, 9. Mai 2025. (Xinhua/Peng Ziyang)

Eine Nation, der der Mut fehlt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, wird niemals wirklich den Respekt und das Vertrauen der Welt erwerben.

BERLIN, 9. Dezember (Xinhua) -- Im Jahr 2015 erinnerte die damalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel während eines Besuchs in Tokio die japanische Führung daran, dass Deutschlands Versöhnung nach dem Krieg nur möglich war, weil das Land sich entschlossen hatte, sich ehrlich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Ihre deutliche Botschaft wurde weithin als Geschichtslektion für den damaligen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe interpretiert. Ein Jahrzehnt später, mit einem neuen Regierungschef in Berlin und einer noch weniger reumütigen Ministerpräsidentin in Tokio, hat Deutschland dieselbe Lektion erneut und noch deutlicher vermittelt.

Bei den jüngsten Gesprächen mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk in Berlin bekräftigte Bundeskanzler Friedrich Merz, dass die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg kein abgeschlossenes Kapitel sei, sondern eine fortdauernde Verantwortung.

„Die Vergangenheit hört nie auf“, sagte Merz. „Erinnerung und Aufarbeitung werden für uns niemals abgeschlossen sein. Deutschland steht zu seiner historischen Verantwortung.“

Merz kündigte zudem einen Plan zur Errichtung einer Gedenkstätte für polnische Opfer des Zweiten Weltkriegs und die Rückgabe historischer und kultureller Artefakte an Polen an.

Merz' Erklärung ist Teil einer langen und bewussten Tradition unter den deutschen Politikern der Nachkriegszeit, sich offen mit der historischen Schuld des Landes auseinanderzusetzen und aufrichtige Entschuldigungen auszusprechen.

Von der Kniebeuge des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt in Warschau im Jahr 1970 über die Erklärung des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Jahr 1985, der sagte: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart“, bis hin zu Merkels Bekräftigung im Jahr 2013, dass Deutschland eine „immerwährende Verantwortung“ für die Gräueltaten des Krieges trage, hat jeder Moment ein einheitliches politisches Ethos bekräftigt: Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist nicht nur eine Option, sondern eine moralische Pflicht.

Dies waren keine bloßen symbolischen Gesten. Sie spielten eine entscheidende Rolle bei der Wiederherstellung von Deutschlands Glaubwürdigkeit, insbesondere in einem Europa, das von einem gemeinsamen Trauma und gegenseitigem Misstrauen geprägt war. Durch Entschuldigungen, Wiedergutmachungen und Gedenken haben aufeinanderfolgende deutsche Bundesregierungen gezeigt, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit - so schmerzhaft sie auch sein mag - der einzige Weg zu einer echten Versöhnung ist.

Während sowohl Deutschland als auch Japan Aggressorstaaten und besiegte Mächte im Zweiten Weltkrieg waren, unterscheiden sich ihre Ansätze zur historischen Verantwortung stark voneinander. Unter dem Druck nationalistischer Fraktionen hat Japan wiederholt die Grenzen der historischen Verantwortung verwischt und sich geweigert, seine Gräueltaten des Krieges anzuerkennen.

Kaum eine Persönlichkeit verkörpert diesen Trend deutlicher als Sanae Takaichi, die sich selbst als Erbin von Abes politischem Vermächtnis bezeichnet. Ihre politische Identität ist ebenso sehr von nationalistischen Posen geprägt wie von ihrer Weigerung, sich ehrlich mit Japans Geschichte der Kriegsaggression auseinanderzusetzen.

Sanae Takaichi hat wiederholt am Yasukuni-Schrein, wo Kriegsverbrecher der Klasse A geehrt werden, ihre Ehrerbietung erwiesen, die Murayama-Erklärung von 1995, in der Reue für Japans imperialistische Handlungen zum Ausdruck gebracht wurde, offen in Frage gestellt und sich sogar mit Kazunari Yamada, dem Anführer einer offen neonazistischen Gruppe in Japan, fotografieren lassen. Zudem hat sie gut dokumentierte Kriegsgräuel, darunter das Massaker von Nanjing und die Zwangsprostitution von Frauen, euphemistisch als „Trostfrauen” bezeichnet, angezweifelt oder heruntergespielt.

Insgesamt sind diese Handlungen kein Zeichen von Unwissenheit, sondern spiegeln eine bewusste Absicht wider.

Als Brandt in Warschau niederkniete, wurde Deutschland stärker. Japan, das sich noch immer nicht der Geschichte beugen will, steht mit „geradem Rücken” da und hat sein Gewissen begraben.

Die Vergangenheit verschwindet nicht, nur weil eine Regierung dies wünscht. Die Geschichte kann nicht umgeschrieben werden, und die Gerechtigkeit darf nicht beschmutzt werden. Eine Nation, der der Mut fehlt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen, wird niemals wirklich den Respekt und das Vertrauen der Welt erwerben.

(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)

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