Exklusivinterview: Erinnerung entgegentreten und Verantwortung übernehmen ---Ehemaliger deutscher Bundeskanzler Schröder im Interview
BEIJING, 2. September. (Xinhuanet) -- Der zur Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag des Sieges des chinesischen Volkes im Widerstandskrieg gegen die japanische Aggression und des weltweiten antifaschistischen Kriegs eingeladene ehemalige deutsche Bundeskanzler Schröder hat vor einigen Tagen in einem Interview mit einem Reporter der Xinhua-Nachrichtenagentur gesagt, dass die Gedenkveranstaltung zum Sieg im zweiten Weltkrieg für die Förderung des Weltfriedens und der Weltsicherheit extrem wichtig sei. „Man müsse die schlimmen Konsequenzen des Zweiten Weltkriegs in wacher Erinnerung halten und eine moralische und politische Verantwortung übernehmen“.
Schröder brachte zum Ausdruck, dass das chinesische Volk mit extremen Opfern den Sieg im Krieg errungen und zum letztendlichen Kriegsende einen sehr bedeutenden Beitrag geleistet habe. „Der Zweite Weltkrieg hat in Asien ein unvorstellbares Chaos angerichtet. Vor allem in China haben die Menschen unter der japanischen Aggression gelitten. Ich fahre nach Peking, um über die Toten zu trauern und den Angehörigen mein Beileid auszusprechen. Außerdem möchte ich China meinen Respekt zollen.“
Auf der 2004 in Frankreich organisierten Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Normandie-Landung hatte Schröder als deutscher Bundeskanzler gemeinsam mit den Staatsführern Frankreichs, Polens und Russlands teilgenommen. Angesichts der von Nazi-Deutschland begangenen Kriegsverbrechen versprach Schröder, dass Deutschland „ernsthaft die historische Verantwortung übernehmen werde“.
„In meinen Augen ist das Gedenken an das Leid und das Unglück, welches Nazi-Deutschland diesen Menschen zugefügt hat, eine besondere Verantwortung für Deutschland”, sagte Schröder im Interview.
Vor 45 Jahren ist der damalige Bundeskanzler Brandt vor dem Gedenkstein der jüdischen Opfer im polnischen Warschau niedergekniet, um die Verbrechen der Nazis zu büßen. Vor 20 Jahren, hat der damalige Kanzler Kohl auf der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs wiederholt, dass die Verbrechen unter den Nazis „die schlimmsten Kriegsverbrechen waren“. Im Jahr 2013 hat die jetzige Bundeskanzlerin Merkel versprochen, dass man „ewige Verantwortung“ gegenüber den Opfern des Zweiten Weltkriegs tragen werde. Die Einstellung deutscher Nachkriegspolitiker sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, den Krieg zu reflektieren und sich ernsthaft mit den Nachbarn auszusöhnen, stellt ein Grundprinzip dar.
„Um sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen, braucht man eine ehrliche und kritische Denkweise, um auf den Grund der Geschichte zu gelangen; dies sei für jedes Land sehr wichtig“, so Schröder. „Ähnlich wichtig sei der Wille, Aussöhnung und Vergebung anzustreben.“
Schröder räumte ein, dass Deutschland einige Jahrzehnte gebraucht habe, um der Geschichte entgegenzutreten und diese zu reflektieren. Aus ideologischen Gründen gäbe es immer noch Leute, die die Geschichte leugnen und sich nicht aussöhnen wollen.“ „Glücklicherweise gäbe es davon nicht viele.”
Schröder betonte, dass mutige Politiker nach dem Krieg in Europa in der Förderung des Integrationsprozesses eine wichtige Rolle gespielt haben. Es war deren Visionsentscheidung, die Europa zu einer politischen Union für Frieden und Freiheit in der Nachkriegszeit gemacht hat.
„In Japan gäbe es einige wichtige Bewegungen”, sagte Schröder. „Beispielsweise habe der ehemalige japanische Premierminister Murayama Fuchi 1995 in einer Rede die Geschichte der Kriegsaggression reflektiert, um um Vergebung für die Kolonialherrschaft und die Aggressionsgeschichte zu bitten. Die Völker Asiens sollten diesen Weg weiter voranschreiten. Ich hoffe, dass künftig in Peking stattfindende Gedenkfeiern dazu einen Anlass bieten werden.“
Schröder äußerte sich dazu, dass man der Geschichte erinnere, um besser in die Zukunft blicken zu können. Obwohl sich der Dunst des Zweiten Weltkriegs aufgelöst hat, seien Krieg und Konflikt noch nicht verschwunden. „Es herrschen heute auf der Welt immer noch viele Konflikte. Daher müsse die internationale Gemeinschaft gemeinsam an einem Strang ziehen.“
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