Ein Mitarbeiter eines Catering-Unternehmens portioniert kostenloses Essen in Berlin, 16. April 2020. (Foto: Binh Truong/Xinhua)
GENF, 2. September (Xinhua) -- Trotz der beispiellosen weltweiten Ausweitung des Sozialschutzes während der COVID-19-Krise sind laut einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mehr als vier Milliarden Menschen auf der ganzen Welt nach wie vor gänzlich ohne soziale Absicherung.
Der Bericht stellt fest, dass die Reaktion auf die Pandemie uneinheitlich und unzureichend war, wodurch sich die Kluft zwischen Ländern mit hohem und solchen mit niedrigem Einkommensniveau vertieft hat, und der dringend benötigte und allen Menschen zustehende soziale Schutz nicht gewährleistet werden konnte.
„Wir müssen erkennen, dass ein wirksamer und umfassender Sozialschutz nicht nur für soziale Gerechtigkeit und menschenwürdige Arbeit, sondern auch für die Schaffung einer nachhaltigen und resilienten Zukunft unerlässlich ist“, sagte Guy Ryder, Generaldirektor der ILO, in dem Bericht.
„Die Länder stehen an einem Scheideweg“, sagte Ryder. „Dies ist ein entscheidender Moment, um die Reaktion auf die Pandemie für den Aufbau einer neuen Generation von auf Rechten basierenden Sozialschutzsystemen zu nutzen. Diese können die Menschen vor künftigen Krisen bewahren und Arbeitnehmern und Unternehmen die Sicherheit geben, die vielfältigen vor ihnen liegenden Veränderungen mit Zuversicht und Hoffnung anzugehen.“
Derzeit sind laut dem ILO-Bericht nur 47 Prozent der Weltbevölkerung durch mindestens eine Sozialleistung effektiv abgesichert, während 4,1 Milliarden Menschen, und damit 53 Prozent der Weltbevölkerung, überhaupt keine Einkommenssicherheit durch ihr nationales Sozialschutzsystem erhalten.
Die staatlichen Ausgaben für den Sozialschutz variieren erheblich. Im Durchschnitt geben die Länder 12,8 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) für den Sozialschutz aus, Gesundheit ausgenommen. Allerdings geben Länder mit hohem Einkommen 16,4 Prozent und Länder mit niedrigem Einkommen nur 1,1 Prozent ihres BIP für den Sozialschutz aus.
„Der Sozialschutz ist ein wichtiges Instrument, das den Ländern auf allen Entwicklungsstufen weitreichende soziale und wirtschaftliche Vorteile bringen kann. Er kann eine bessere Gesundheit und Bildung, mehr Gleichheit und nachhaltigere Wirtschaftssysteme fördern“, sagte Shahra Razavi, Direktorin der Abteilung Sozialschutz der ILO.
„Der Aufbau der Systeme, die diese positiven Ergebnisse erzielen können, erfordert eine Mischung aus Finanzierungsquellen und einer größeren internationalen Solidarität, insbesondere bei der Unterstützung der ärmeren Länder. Aber die Vorteile des Erfolgs werden über die nationalen Grenzen hinausreichen und uns allen zugutekommen“, fügte Razavi hinzu.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)