Die Luftaufnahme zeigt einen China-Europa-Güterzug mit Ziel Duisburg in Deutschland bei der Abfahrt vom Bahnhof Tuanjiecun im südwestchinesischen Chongqing am 1. Januar 2021. (Xinhua/Tang Yi)
BRÜSSEL, 24. Dezember (Xinhua) -- Für Jiang Tong ist es nur ein weiterer arbeitsreicher Tag in seiner 30-jährigen Karriere als Lokführer, als er sich ins Führerhaus setzt, den Motor startet und den Güterzug durch den Nebel in der Stadt Chongqing im Südwesten Chinas fährt.
Auf einer mehr als 10.000 Kilometer langen Reise transportieren die "Stahlkamele" in China hergestellte Waren innerhalb von etwa zwei Wochen entlang der modernen Seidenstraße quer durch Eurasien, und tragen so dazu bei, dass die Europäer zu Weihnachten und zum Jahreswechsel Geschenke kaufen und bekommen können.
WICHTIGES DREHKREUZ IN EUROPA
Mit einem Glas Glühwein in der Hand die örtlichen Weihnachtsmärkte besuchen und Geschenke für die Liebsten kaufen ... Von Berlin bis London wollen die Menschen in ganz Europa dieses Jahr trotz der grassierenden COVID-19-Pandemie unbedingt ein fröhliches Weihnachtsfest feiern.
Anders als im letzten Jahr gibt es in den meisten europäischen Ländern kein generelles Verbot von Weihnachtsfeiern, und trotz der durch das Coronavirus verursachten Engpässe in der Logistik und den Lieferketten sind die Geschäfte voll mit Produkten, von denen viele aus China stammen.
Das Foto zeigt Frachtcontainer in Malaszewicze, Polen, 29. September 2021 (Xinhua/Zhang Zhang)
"Wir haben Weihnachtsschmuck, Geschenkpakete und eine große Auswahl an Geschenken für Kinder", sagte ein Ladenbesitzer in einem Einkaufszentrum in der polnischen Hauptstadt Warschau.
Polen ist das größte Land in Mittelosteuropa und ein Zugangstor für in China hergestellte Produkte, um auf den Markt der Europäischen Union (EU) zu gelangen.
"Alle diese Produkte werden in China hergestellt, und die Verkäufe sind viel besser als im letzten Jahr", sagte die Ladenbesitzerin, ohne ihren Namen zu nennen. "Wir haben sowohl Kunden aus Polen als auch aus unseren Nachbarländern, darunter Weißrussland, der Ukraine, Lettland und Estland."
GD Poland, ein 4.000 Hektar großes chinesisches Einkaufszentrum, in dem sich der Laden befindet, ist eines der größten Vertriebszentren für in China hergestellte Produkte in Mittelosteuropa. GD steht für die Provinz Guangdong in Südchina.
"Wir sind stolz auf unsere große Produktauswahl, die direkt von Herstellern in China und Vietnam importiert werden. Wir bieten unseren Kunden erschwingliche Preise, sodass sie nicht an verschiedene Orte reisen müssen, um die Dinge zu finden, die auf ihrer Einkaufsliste stehen", sagte Dominik Zawadzki, ein Mitarbeiter von GD Polen.
Trotz der COVID-19-bedingten Unterbrechungen der Luft- und Seewege, die in diesem Jahr weithin Besorgnis über Versorgungsengpässe auslösten, sind die meisten Züge des China-Europa-Güterzugdienstes planmäßig in Polen angekommen.
Bahnmitarbeiter überprüfen einen Yuxin'ou (Chongqing-Xinjiang-Europa) China-Europa-Güterzug, bevor er den Bahnhof Tuanjie Village in der südwestchinesischen Stadt Chongqing verlässt, 19. März 2021. (Xinhua/Tang Yi)
Jiang, 52, war der erste Zugführer auf der China-Europa-Güterzugstrecke von der Stadt Chongqing im Südwesten Chinas nach Duisburg in Deutschland, als die Strecke 2011 für den Verkehr freigegeben wurde.
Der Zug fährt von Chongqing nach Dazhou, einer Stadt in der Nachbarprovinz Sichuan, von dort weiter nach Norden ins Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang und schließlich in Richtung Europa. "Wir haben in diesen Tagen mehr zu tun als sonst, da das Frachtaufkommen vor Weihnachten weiter steigt und mehr Züge geplant sind", sagt Jiang.
"WERKSTATT DES WEIHNACHTSMANNES"
China ist eine globale Fabrik, in der ein großer Teil der weltweit verkauften Weihnachtsprodukte hergestellt wird. Etwa 80 Prozent dieser Produkte werden aus Yiwu exportiert, einer kleinen Stadt in der Provinz Zhejiang in Ostchina, die auch als "Werkstatt des Weihnachtsmannes" bezeichnet wird.
In diesem Jahr verzeichneten die dortigen Hersteller von Weihnachtsdekoration steigende Auftragszahlen.
"Die Verkäufe sind besser als im letzten Jahr, etwa 20-30 Prozent höher", sagte Cai Qinliang, Generalsekretär des Yiwu Industrieverbands für Weihnachtsprodukte, der mehr als 200 Mitglieder zählt.
Weihnachtsprodukte aus Yiwu werden hauptsächlich in Südamerika, Russland, der EU und Südostasien verkauft. "Die Vorlieben und Anforderungen in den verschiedenen Regionen sind oft unterschiedlich", sagte Cai.
Weihnachtsartikel werden an einem Stand der Yiwu International Trade City in Yiwu in der ostchinesischen Provinz Zhejiang angeboten, 26. Juni 2019 (Xinhua/Huang Zongzhi)
Stephen Perry, Vorsitzender des britischen 48 Group Club, hat die Entwicklung Chinas zu einer globalen Fabrik für Weihnachtsartikel direkt miterlebt.
"Unser Unternehmen war das erste, das mit dem Import von Konsumgütern und Kunstgegenständen aus China begann", sagte Perry, dessen Vater seit den 1950er Jahren mit dem Import traditioneller chinesischer Waren begann.
In der Vorweihnachtszeit strömten die britischen Kunden in die belebte Londoner Oxford Street, um einzukaufen, und viele von ihnen fanden dort ihre besten Angebote, von Kleidung, Schuhen und Spielzeug bis hin zu Smartphones und Laptops.
"Chinesische Konsumgüter für die Weihnachtszeit sind heute auf den westlichen Märkten sehr beliebt", sagte Perry und fügte hinzu, er sei erfreut zu sehen, wie positiv die Beziehungen zwischen China und Europa sowie zwischen China und Großbritannien geworden seien.
HOFFNUNG AUF WIRTSCHAFTLICHE ERHOLUNG
Das boomende Weihnachtsgeschäft mit Produkten aus chinesischer Produktion und die Wachstumsdynamik im Außenhandel geben nach Ansicht von John Pearson, Global CEO von DHL Express, Hoffnung auf eine weltweite wirtschaftliche Erholung.
"China ist nach wie vor einer der wichtigsten Motoren für die Erholung der Weltwirtschaft und verzeichnet selbst eine stetige Erholung und Wachstum", sagte Pearson in einem Interview mit Xinhua und fügte hinzu, dass die wirtschaftliche Stabilität und das nachhaltige Wachstum des Landes zur Erholung der Weltwirtschaft beitragen würden.
Ein beladenes Schiff verlässt einen Containerterminal in Lianyungang, Ostchinas Provinz Jiangsu, am 13. Juli 2021. (Foto von Wang Jianmin/Xinhua)
In der Zwischenzeit "behält der chinesische Außenhandel in diesem Jahr seine Wachstumsdynamik bei, dank der sich erholenden Weltwirtschaft und des Handels, die die Nachfrage nach Rohstoffen aus China ankurbeln, sowie der stabilen Industrieketten in China", fügte Pearson hinzu und betonte die gegenseitige Abhängigkeit der chinesischen und globalen Wirtschaft in einer globalisierten Welt.
Laut Daten, die im Oktober von Chinas Allgemeiner Zollverwaltung veröffentlicht wurden, bleibt China einer der größten Handelspartner der EU. In den ersten drei Quartalen des Jahres beliefen sich Chinas Exporte in die EU auf insgesamt 3,88 Billionen Yuan (etwa 608,5 Milliarden US-Dollar), was einem Anstieg von 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht.
"Wie das chinesische Frühlingsfest sind auch die Weihnachtsfeiertage eine seltene Gelegenheit zur Familienzusammenführung. Ich wünsche meinen ausländischen Freunden ein frohes Weihnachtsfest und eine schöne Urlaubszeit", sagte Jiang.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)
