Kunden probieren elektronische Produkte in einem Duty-Free-Shop in Haikou, der Hauptstadt der südchinesischen Provinz Hainan, aus, 3. Januar 2022. Der Offshore-Duty-Free-Umsatz in der südchinesischen Inselprovinz Hainan erreichte im Jahr 2021 60,2 Milliarden Yuan (etwa 9,4 Milliarden US-Dollar), ein Anstieg von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so das Handelsministerium der Provinz. Im vergangenen Jahr wurden in Hainan drei weitere Duty-Free-Shops eröffnet, womit sich die Gesamtzahl auf 10 erhöhte. Die Duty-Free-Shops beherbergen mehr als 720 Marken auf einer Verkaufsfläche von insgesamt 220.000 Quadratmetern. (Quelle: Xinhua/Guo Cheng)
BEIJING, 11. Januar (Xinhua) -- Für China war das Jahr 2021 ein Meilenstein und ein Neuanfang. Nachdem die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt den Aufbau einer Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand in jeder Hinsicht abgeschlossen hatte, begab sie sich auf eine neue Reise, um sich zu einem modernen sozialistischen Land zu entwickeln.
Die Reise war teilweise durchaus holprig. Angesichts unerwarteter Herausforderungen und Unwägbarkeiten hat China einen stabilen Aufschwung verzeichnet und Fortschritte in seiner qualitativ hochwertigen Entwicklung gemacht.
Wird China den Aufschwung nach der Pandemie auch im Jahr 2022 fortsetzen? Was sind die wirtschaftlichen Prioritäten in diesem Jahr? Welche Wege wird China auf seiner Reise zur sozialistischen Modernisierung beschreiten? Hier sind einige wichtige Trends, die es zu beachten gilt.
PRIORISIERUNG DER STABILITÄT
Stabilität wird für die chinesische Wirtschaft im Jahr 2022 eine Priorität sein. Auf der richtungsweisenden Zentralen Wirtschaftsarbeitskonferenz im vergangenen Monat betonte die chinesische Führung, dass dieses Jahr Stabilität im Vordergrund der Wirtschaftstätigkeit stehen und gleichzeitig Fortschritt angestrebt werden sollte.
Zwar wurde darauf hingewiesen, dass die wirtschaftliche Entwicklung Chinas durch Nachfragerückgang, Angebotsschocks und nachlassende Erwartungen unter Druck gerät, doch wurden auch die starke wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit des Landes und die unveränderten Grundlagen für das langfristige Wachstum hervorgehoben.
Han Wenxiu, hoher Beamter des Zentralkomitees für Finanz- und Wirtschaftsangelegenheiten, sagte, dass China trotz zunehmender Schwierigkeiten mit einer starken Widerstandsfähigkeit, einer geschlossenen Industriekette, reichen Humanressourcen, einer günstigen Infrastruktur und einem riesigen Binnenmarkt über genügend günstige Bedingungen für sein Wirtschaftswachstum verfüge.
Die makropolitischen Maßnahmen werden 2022 laut Han solide und effektiv sein. Demnach werden Kontinuität, Stabilität und Nachhaltigkeit bei den Maßnahmen beibehalten und gleichzeitig ihre Präzision und Durchführbarkeit verbessert.
Die Weltbank prognostizierte für Chinas Bruttoinlandsprodukt (BIP) ein reales Wachstum von acht Prozent im vergangenen Jahr. 2022 werde das BIP-Wachstum geringer ausfallen, jedoch immer noch solide 5,1 Prozent betragen, während die "Dynamik voraussichtlich zunehmen wird, gefördert durch einen stärker unterstützenden finanzpolitischen Kurs".
MARKTVITALITÄT
"Wenn man die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung mit einem hoch aufragenden Baum vergleicht, dann besteht die Unterstützung der Marktteilnehmer in einer Verbesserung des Bodens darunter", sagte Gao Peiyong, Vizepräsident der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS).
Für das Jahr 2022 haben sich die chinesischen Marktaufsichtsbehörden verpflichtet, die Genauigkeit und Wirksamkeit ihrer Maßnahmen zu verbessern, um den Marktteilnehmern zu helfen, Druck standzuhalten und ihre solide Entwicklung besser zu unterstützen. Zugleich wollen die Aufsichtsbehörden den Leistungen und Bedürfnissen der Marktteilnehmer mehr Aufmerksamkeit widmen.
Han Dongcheng, ein junger Unternehmer aus der Provinz Anhui in Ostchina, sagte, dass sein Unternehmen dank der Maßnahmen der lokalen Regierung zur Erleichterung der Unternehmenslast im vergangenen Jahr mehrere Millionen Yuan an Miete gespart habe.
"Neben der niedrigeren Miete kamen wir auch in den Genuss von Steuererleichterungen für Hightech-Unternehmen, sodass wir mehr Mittel in Forschung und Entwicklung stecken können", sagte Han, der 2016 zusammen mit einem Schulkameraden ein Unternehmen für Luftbildtechnologie gegründet hat.
Die neu eingeführten Steuer- und Abgabensenkungen sollten nach offiziellen Angaben im vergangenen Jahr mehr als eine Billion Yuan (etwa 156,88 Milliarden US-Dollar) betragen. Die Steuer- und Gebührensenkungen, die 2021 eigentlich ausliefen, werden dieses Jahr zur Unterstützung kleiner Unternehmen verlängert.
China werde zudem seine Bemühungen verstärken, ein faires, transparentes und stabiles institutionelles Umfeld für alle Marktteilnehmer zu schaffen, sagte Zhang Gong, Leiter der Staatlichen Verwaltung für Marktregulierung (SAMR), gegenüber Xinhua.
DEKARBONISIERUNG VORANTREIBEN
Das Jahr 2021 gilt als "Jahr eins" für China auf dem Weg zur CO2-Neutralität, in dem ein übergeordnetes Planungsdokument für das Erreichen des Höchststands der Emissionen und der CO2-Neutralität sowie ein Aktionsplan für das Erreichen des Höchststands der CO2-Emissionen vor 2030 veröffentlicht wurden.
Durch diese Steuerung sollen im Jahr 2022 neue institutionelle Innovationen und politische Instrumente zur Unterstützung der Dekarbonisierung, einschließlich eines nationalen CO2-Marktes, der im vergangenen Juli den Handel aufgenommen hat, eine größere Rolle spielen.
In einem Forschungsbericht von Morgan Stanley aus dem vergangenen Jahr heißt es, dass ab 2022 mit einer stärkeren politischen Unterstützung für grüne Investitionen in China zu rechnen sei, beispielsweise für erneuerbare Energien, intelligente Stromnetze, Stromspeicher und die Modernisierung von Produktionsanlagen.
Der grüne Vorstoß soll der chinesischen Wirtschaft neuen Schwung verleihen. Die Investmentbank prognostizierte einen Aufschwung im Infrastrukturbereich, der durch grüne Investitionen angetrieben wird, und erwartet, dass das Wachstum der Infrastrukturinvestitionen 2022 wieder um vier Prozent ansteigen wird.
Die breitere Anwendung von CO2-Bepreisung trägt zusammen mit Reformen im Energiesektor und der Entwicklung eines breiteren Spektrums an grünen Finanzierungsinstrumenten der Weltbank zufolge dazu bei, Chinas Übergang zu einem kohlenstoffarmen Wirtschaftssystem zu beschleunigen und gleichzeitig grüne Innovationen zu fördern, was die mittelfristigen Wachstumsaussichten verbessert.
KONSEQUENTE ÖFFNUNG
Mit Beginn des Jahres 2022 trat das Abkommen der Regionalen Umfassenden Wirtschaftspartnerschaft (RCEP) in Kraft, das bisher größte Freihandelsabkommen der Welt.
Dieses bedeutende Ereignis war nicht nur ein deutliches Signal für die Unterstützung des Freihandels und die Aufrechterhaltung des multilateralen Handelssystems, sondern auch ein guter Start für China in das neue Jahr, um die Öffnung des Landes weiter voranzutreiben.
Zur weiteren Öffnung der Wirtschaft kürzte China Ende Dezember zum fünften Mal in Folge zwei Negativlisten für ausländische Investitionen, um deren Marktzugang zu erleichtern.
Laut der Zentralen Wirtschaftsarbeitskonferenz hat sich China zudem verpflichtet, die qualitativ hochwertige und institutionelle Öffnung auszuweiten, Unternehmen mit ausländischem Kapital wie inländische Unternehmen zu behandeln, mehr Investitionen von multinationalen Unternehmen anzuziehen und die rasche Umsetzung von Großprojekten mit ausländischem Kapital im Jahr 2022 zu erleichtern.
Trotz eines starken Rückgangs der weltweiten grenzüberschreitenden Investitionen stiegen die ausländischen Direktinvestitionen auf dem chinesischen Festland in den ersten elf Monaten des vergangenen Jahres im Vergleich zum Vorjahr um 15,9 Prozent auf 157 Milliarden US-Dollar und übertrafen damit den Gesamtwert des Vorjahres.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)
