Das Foto zeigt Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA), bei einem Interview während des World New Energy Vehicle Congress (WNEVC) in Haikou, der Hauptstadt der Provinz Hainan in Südchina, 28. September 2024. (WNEVC/Handout via Xinhua)
BERLIN, 22. Januar (Xinhua) -- Die deutsche Automobilindustrie stehe vor großen Herausforderungen und benötige grundlegend Reformen, um ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA).
Auf der Jahrespressekonferenz des VDA betonte Müller, dass das Jahr 2025 als entscheidender Wendepunkt für Veränderungen dienen müsse. Sie forderte einen Wandel sowohl in der Politik als auch in der Denkweise, um das Wirtschaftswachstum, die Klimaziele zu sichern und die Arbeitsplatzsicherheit in Deutschland zu garantieren.
„Das Ziel unserer Industrie ist klar: Die weltweit besten digitalen und klimaneutralen Produkte für die Mobilität der Zukunft anzubieten“, erklärte Müller und betonte die weltweite Reputation deutscher Automobilmarken.
Müller forderte eine mutige Agenda, die sich auf Innovation, Wachstum, Bürokratieabbau und die Schaffung von Arbeitsplätzen konzentriert, und warnte davor, dass kleine Schritte unzureichend wären.
Von 2025 bis 2029 werden deutsche Automobilunternehmen voraussichtlich rund 320 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung sowie 220 Milliarden Euro in Werke und Anlagen investieren. Müller wies jedoch auf einen besorgniserregenden Trend hin: Ein wachsender Teil dieser Investitionen fließe ins Ausland und gefährde die deutsche Binnenwirtschaft, in der 70 Prozent der Arbeitsplätze in der Automobilindustrie vom Export abhängen würden.
Müller betonte die dringende Notwendigkeit niedrigerer Energiekosten und wies darauf hin, dass die Strom- und Gaspreise in Deutschland über denen in China und den Vereinigten Staaten lägen, was für deutsche Unternehmen einen Wettbewerbsnachteil darstelle.
Zudem forderte Müller die Überarbeitung der deutschen Wasserstoffpolitik und verwies auf die übermäßigen Regulierungen, die die Entwicklung dieser wichtigen Technologie behindern würden.
In Bezug auf die Digitalisierung betonte Müller, dass die Infrastruktur und das regulatorische Umfeld in Deutschland im Vergleich zu den globalen Wettbewerbern im Rückstand seien. Sie forderte schnellere und flexiblere Entscheidungsprozesse, insbesondere im Hinblick auf künstliche Intelligenz, die sie als Schlüsseltechnologie für den Automobilsektor bezeichnete.
Darüber hinaus kritisierte Müller die hohe steuerliche und bürokratische Belastung für Unternehmen und sprach sich für die Abschaffung des Solidaritätszuschlags, verbesserte Abschreibungsbedingungen und eine Verschlankung der Bürokratie aus, insbesondere auf EU-Ebene.
Mit Blick auf die Zukunft prognostizierte der VDA ein bescheidenes Wachstum auf dem deutschen Pkw-Markt. Die Verkaufszahlen werden voraussichtlich um ein Prozent auf 2,8 Millionen Fahrzeuge steigen, was noch immer 25 Prozent unter dem Vorkrisenniveau von 2019 liegt. Unterdessen wird mit einem Anstieg der Zulassungen von Elektro-Pkw um 53 Prozent auf 873.000 Fahrzeuge gerechnet, wobei die inländische Produktion von E-Pkw um 24 Prozent steigen wird. Dies wird dazu beitragen, dass Deutschland seine Position als weltweit zweitgrößter Produktionsstandort für E-Pkw festigen kann.
Müller zeigte sich optimistisch, dass Deutschland mit der richtigen Politik seinen Wettbewerbsvorteil zurückgewinnen kann. „Wir haben die besten Köpfe der Welt in vielen Bereichen, sind bei Patenten und Innovationen vielfach führend. Wir haben die Leidenschaft und Kreativität, die es braucht. Wir haben auch mit Blick auf neue Felder wie KI unendlich viel Potenzial - auch und gerade in Verbindung mit unserer Industrie. Wir wollen diese Chance nutzen - und dafür braucht es jetzt eine politische Entfesselung.“
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)