Das Foto zeigt ein Kind in einem Fahrzeug mit neuer Energie (NEV) von Lynk & Co auf der 2024 Beijing International Automotive Exhibition in Beijing in China, 30. April 2024. (Xinhua/Zhang Chenlin)
Historisch gesehen hat die EU von ihrer Offenheit gegenüber dem internationalen Handel profitiert, wobei Deutschland einen beträchtlichen Überschuss im Automobilhandel mit China erzielt hat.
BERLIN, 5. Juli (Xinhua) -- Die deutsche Automobilindustrie lehnte am Donnerstag die Strafzölle der Europäischen Union (EU) auf Elektroautos aus China ab, die am Freitag in Kraft treten sollen.
Zusatzzölle von bis zu 37,6 Prozent werden vorläufig eingeführt, während die Gespräche mit China fortgeführt werden. Eine endgültige Entscheidung über die Zölle soll bis Anfang November getroffen werden. Bis dahin müssen Importeure Sicherheiten in Höhe der möglichen Zölle hinterlegen.
Die Zusatzzölle "sind nicht geeignet, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie zu stärken", sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), in einer Pressemitteilung.
Diese Position wird quer durch die deutsche Automobilbranche geteilt. Michael Schumann, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes für Wirtschaftsförderung und Außenwirtschaft (BWA), schloss sich der Ansicht des VDA an.
"Unsere Position zu den Strafzöllen der EU auf chinesische Elektroautos hat sich nicht geändert", sagte Schumann gegenüber Xinhua. "Wir lehnen sie vehement und entschlossen ab und dabei stimmen wir mit der gesamten deutschen Automobilindustrie überein, die zum Teil selbst von diesen Zöllen betroffen ist."
Der BWA-Vorstandsvorsitzende forderte beide Seiten auf, den Konflikt beizulegen, bevor die Strafzölle in Kraft treten, und betonte dabei, dass es im Interesse der Umweltziele Europas und der Verbraucher liege, dass die EU Zugang zu erschwinglicher Elektromobilität habe, bei der China führend sei.
Auch einzelne Fahrzeughersteller in Europa stehen den vorgeschlagenen Zöllen skeptisch gegenüber. Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz betonte die Bedeutung eines freien und fairen Handels. "Wenn ein allgemeiner Trend zum Protektionismus Fuß fasst, hat das negative wirtschaftliche Folgen für alle Beteiligten", erklärte das Unternehmen gegenüber Xinhua.
Auch der deutsche Mercedes-Benz-Konkurrent BMW kritisierte den Schritt der EU. "Die Einführung zusätzlicher Importzölle führt in eine Sackgasse", sagte Oliver Zipse, Vorstandsvorsitzender der BMW AG, in einer Stellungnahme gegenüber Xinhua.
Im Rahmen der Pläne zum Grean Deal will die EU bis 2050 klimaneutral werden und die Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zu den Zahlen von 1990 reduzieren. Dabei setzt die EU stark auf den Ausbau der Elektromobilität.
Die Strafzölle der EU bergen die Gefahr, diese Ziele zu destabilisieren, die Dekarbonisierung des Verkehrssektors zu verlangsamen und die Wahlmöglichkeiten der Verbraucher einzuschränken, was Zipse als Verstoß gegen die Gründungsprinzipien der EU einstufte.
Die Neuzulassungen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) in der EU sind bereits rückläufig. Nach Angaben des Europäischen Automobilherstellerverbands (ACEA) wurden im Mai nur 114.308 solcher Fahrzeuge zugelassen, ein Rückgang von zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ihr Marktanteil fiel in dem Zeitraum von 13,8 Prozent auf 12,5 Prozent.
Historisch gesehen hat die EU von ihrer Offenheit gegenüber dem internationalen Handel profitiert, wobei Deutschland einen beträchtlichen Überschuss im Autohandel mit China erzielt hat. Nach Angaben des VDA exportierte die größte Volkswirtschaft Europas im vergangenen Jahr Autos und Autoteile im Wert von 26,3 Milliarden Euro nach China, während die Importe aus China bei 6,8 Milliarden Euro lagen.
"Doch der potenzielle Schaden, der von den jetzt vorläufig angesetzten Ausgleichszöllen ausgehen könnte, ist voraussichtlich höher als der mögliche Nutzen einer zunehmenden Marktabschottung für die europäische - und insbesondere die deutsche - Automobilindustrie", warnte VDA-Präsidentin Müller.
Schumann vom BWA warnte die EU davor, sich bei ihren Entscheidungen von ideologischen Motiven leiten zu lassen und forderte Brüssel auf, "nach den wahren Bedürfnissen der Menschen" zu handeln.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)