* Während die Trump-Regierung argumentiert, dass diese Zölle notwendig seien, um die US-Industrie zu schützen, die Produktion wieder ins Land zu holen und Defizite zu reduzieren, stößt die Entscheidung bei Ökonomen, Handelsexperten und ausländischen Regierungen auf scharfe Kritik.
* Am Mittwoch fielen die S&P-500-Futures um drei Prozent, was darauf hindeutet, dass die Anleger für den Börsenauftakt am Donnerstag mit hohen Verlusten rechneten. Auch an anderen Aktienmärkten weltweit und bei den Renditen für Staatsanleihen kam es zu Einbußen.
* Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, äußerte am Donnerstag tiefes Bedauern über den Schritt der USA und warnte, dass die Auswirkungen verheerend sein könnten.
* Trumps jüngster Schachzug sei nicht nur eine wirtschaftliche Fehlkalkulation, sondern ein verzweifelter Versuch, die inneren Widersprüche des Kapitalismus durch staatliche Zwangsmaßnahmen zu lösen, sagte Busani Ngcaweni, ein leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität von Johannesburg.
WASHINGTON, 4. April (Xinhua) -- US-Präsident Donald Trump kündigte am Mittwoch eine Reihe von neuen Abgaben an, mit denen ein Basistarif von zehn Prozent auf Importe sämtlicher Handelspartner und höhere Sätze auf bestimmte Importe eingeführt werden.
Die „gegenseitigen Zölle“ treten am 5. beziehungsweise 9. April in Kraft. Der Schritt könnte die globalen Märkte destabilisieren, den US-Verbrauchern schaden und die Bemühungen zur Wiederbelebung der multilateralen Handelszusammenarbeit untergraben.
Während die Trump-Regierung argumentiert, dass diese Zölle notwendig seien, um die US-Industrie zu schützen, die Produktion wieder ins Land zu holen und Defizite zu reduzieren, stößt die Entscheidung bei Ökonomen, Handelsexperten und ausländischen Regierungen auf scharfe Kritik. Viele sehen darin den fehlgeleiteten Versuch, Zölle als stumpfes Instrument zur Bewältigung komplexer Handelsungleichgewichte einzusetzen.
UMFASSENDE ZÖLLE
In einem entscheidenden Schritt zur Überarbeitung der US-Handelspolitik kündigte Trump die Zölle während einer Rede im Rosengarten des Weißen Hauses an. Er erklärte den 2. April zum „Tag der Befreiung“ und sagte: „Dies ist einer der wichtigsten Tage in der amerikanischen Geschichte.“
Der Präsident präsentierte eine Tabelle, der zufolge die Vereinigten Staaten spezifische „gegenseitige Zölle“ auf etwa 60 „schlimmste Übeltäter“ erheben würden, darunter einen Zoll von 20 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union (EU), 25 Prozent für Südkorea und 24 Prozent für Japan.
Zusätzlich wird ein Zoll von 25 Prozent auf alle im Ausland hergestellten Autos erhoben. Trump erklärte die Gründe für diese Maßnahmen: „Im Handel ist der Freund in vielen Fällen schlimmer als der Feind.“ Weiter sagte er: „Wir subventionieren viele Länder und halten sie am Laufen und im Geschäft. Warum tun wir das?“
Nach Trumps Logik sollen die Zölle gegen vermeintlich unfaire Handelspraktiken wirken und die heimische Produktion ankurbeln, indem sie importierte Waren verteuern. Trump bezeichnete die Zölle als Strategie zur Wiederbelebung der US-Industrie sowie der heimischen Produktion und forderte die ausländischen Regierungen auf, „eure eigenen Zölle abzuschaffen. Lasst eure Barrieren fallen.“
SELBSTZERSTÖRERISCHER SCHRITT
Wirtschaftswissenschaftler warnen davor, dass die Zölle wahrscheinlich zu höheren Verbraucherpreisen führen und zur Inflation beitragen werden.
Das Finanzlabor der Universität Yale schätzt, dass die am Mittwoch angekündigten Zölle die Verbraucherpreise voraussichtlich kurzfristig um etwa 1,3 Prozent erhöhen werden, was den durchschnittlichen Haushalt zusätzlich 2.100 US-Dollar kosten dürfte. In Kombination mit den bereits bestehenden Zöllen könnte dies die Verbraucherpreise um 2,3 Prozent erhöhen, was zu einem Kaufkraftverlust von 3.800 Dollar pro Haushalt führen würde.
Darüber hinaus dürften die Zölle das Wirtschaftswachstum der USA sowohl kurz- als auch langfristig dämpfen.
Am Mittwoch fielen die S&P-500-Futures um drei Prozent, was darauf hindeutet, dass die Anleger für den Börsenauftakt am Donnerstag mit hohen Verlusten rechneten. Auch an anderen Aktienmärkten weltweit und bei den Renditen für Staatsanleihen kam es zu Einbußen.
„Dieser Protektionismus wird nur Verlierer produzieren. Vor allem betroffen sind Verbraucherinnen und Verbraucher in den USA, bei denen sich die Auswirkungen der zusätzlichen Zölle über eine steigende Inflation sowie eine geringere Produktauswahl direkt bemerkbar machen werden“, sagte Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), in einer Erklärung.
Darüber hinaus würden solche Maßnahmen den Innovationsdruck für US-Unternehmen reduzieren und damit mittelfristig deren internationale Wettbewerbsfähigkeit schwächen, fügte Müller hinzu.
ALLGEMEINE ABLEHNUNG
Von politischen Entscheidungsträgern bis hin zu Handelsverbänden hat die internationale Gemeinschaft eine Mischung aus Kritik, Besorgnis und Vorsicht als Reaktion auf die US-Zölle zum Ausdruck gebracht.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, äußerte am Donnerstag tiefes Bedauern über den Schritt der USA und warnte, dass die Auswirkungen verheerend sein könnten.
In einer Erklärung sagte von der Leyen, dass Trumps Ankündigung von Universalzöllen für die ganze Welt, einschließlich der EU, ein schwerer Schlag für die Weltwirtschaft sei.
„Die Weltwirtschaft wird massiv leiden“, sagte von der Leyen. „Die Unsicherheiten werden zunehmen und der Protektionismus wird weiter angeheizt. Die Folgen werden schwer sein für Millionen von Menschen rund um den Globus.“
Die französische Regierungssprecherin Sophie Primas sagte am Donnerstag, dass die EU bis Ende April Vergeltungszölle auf alle Waren und Dienstleistungen aus den Vereinigten Staaten einführen werde, da die EU für den Handelskrieg bereit sei.
Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kritisierte am Mittwochabend Trumps Entscheidung, Zölle gegen die EU zu verhängen, und bezeichnete sie als „einen Fehler, der niemandem nützt“.
Italien werde sich für eine Einigung mit den Vereinigten Staaten einsetzen, um einen Handelskrieg zu verhindern, so Meloni.
„Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um eine Einigung mit den Vereinigten Staaten zu erzielen und einen Handelskrieg abzuwenden, der den Westen unweigerlich schwächen und andere globale Akteure stärken würde“, sagte Meloni.
Shevaun Haviland, Director General der Britischen Handelskammern, sagte, dass niemand den Folgen dieser Zölle entkommen werde, und warnte vor einem erhöhten Risiko von Handelsumlenkungen, die für die Geschäftswelt auf der ganzen Welt verheerende Folgen haben werden.
„Die Aufträge werden zurückgehen, die Preise werden steigen und die weltweite wirtschaftliche Nachfrage wird dadurch schwächer werden. Dies ist eine Situation, in der alle verlieren“, sagte Haviland.
Der japanische Kabinettschef Yoshimasa Hayashi äußerte am Donnerstag „ernsthafte Sorge“ über die Entscheidung der USA, gegenseitige Zölle zu erheben, und stellte die Einhaltung der Regeln der Welthandelsorganisation und eines bilateralen Handelsabkommens in Frage.
Auf einer Pressekonferenz sagte Hayashi, Tokio habe Washington nachdrücklich aufgefordert, seine Entscheidung, im Rahmen der gegenseitigen Zölle eine Abgabe von 24 Prozent auf japanische Produkte zu erheben, zurückzunehmen.
Der Zollplan der US-Regierung könnte „große negative Auswirkungen“ auf die Weltwirtschaft und das multilaterale Handelssystem haben, sagte Hayashi.
Der südkoreanische Ministerpräsident Han Duck-soo, der nach der Amtsenthebung von Staatspräsident Yoon Suk-yeol als geschäftsführender Staatspräsident fungiert, sagte am Donnerstag, dass die Regierung alle verfügbaren Maßnahmen ergreifen werde, um die Einführung von US-Zöllen zu bekämpfen.
„Angesichts des real werdenden globalen Zollkriegs sollte die Regierung alle ihre Möglichkeiten ausschöpfen, um eine Handelskrise zu überwinden“, sagte Han während einer Dringlichkeitssitzung zur Strategie der wirtschaftlichen Sicherheit, an der Wirtschafts-, Industrie- und Handelsminister teilnahmen.
Der geschäftsführende Staatspräsident wies den Industrieminister an, die Einzelheiten und Auswirkungen der US-Zollerhebung genau zu analysieren und sich aktiv an den Verhandlungen mit den Vereinigten Staaten zu beteiligen, um den Schaden zu minimieren.
Trumps jüngster Schachzug sei nicht nur eine wirtschaftliche Fehlkalkulation, sondern ein verzweifelter Versuch, die inneren Widersprüche des Kapitalismus durch staatliche Zwangsmaßnahmen zu lösen, sagte Busani Ngcaweni, ein leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität von Johannesburg.
Die Strategie stelle einen Versuch dar, die Globalisierung des Kapitals und die Arbeitsteilung künstlich umzukehren, indem die Produktion durch Protektionismus gewaltsam nationalisiert werde, fügte Ngcaweni hinzu.
(Videoreporter: Zhang Shuhui, Qi Zijian, Li Xueqing, Hu Yousong, Xiong Maoling, Ma Yueran, Rao Bo, Liu Xiang, Shan Weiyi, Dai He, Xu Jiatong; Videoeditoren: Hong Liang, Hui Peipei, Zheng Qingbin, Li Ziwei)