Besucher betrachten die Elektroautos von Morris Garages auf der Brussels Auto Show in Belgiens Hauptstadt Brüssel, 17. Januar 2024. (Xinhua/Zhao Dingzhe)
Die Einführung zusätzlicher Importzölle durch die EU sei ein "schwerer Eingriff in das auch von der EU propagierte Prinzip des Freihandels", sagte BMW-Chef Oliver Zipse.
BRÜSSEL, 5. Juli (Xinhua) -- Die Europäische Kommission kündigte am Donnerstag an, ab Freitag vorläufige Ausgleichszölle auf Importe von batteriebetriebenen Elektrofahrzeugen (BEVs) aus China zu erheben, was Kritik aus verschiedenen Wirtschaftsbereichen hervorrief.
Die Zölle, die zwischen 17,4 Prozent und 37,6 Prozent liegen, zielen auf die Einfuhren von in China hergestellten BEVs ab.
Die drei chinesischen Unternehmen BYD, Geely und SAIC werden mit zusätzlichen Zöllen in Höhe von 17,4 Prozent, 19,9 Prozent beziehungsweise 37,6 Prozent belegt, zusätzlich zu den in der Europäischen Union (EU) üblichen Zöllen auf Autoimporte in Höhe von zehn Prozent.
Die BEV-Produktion von Tesla in China könnte im Rahmen der endgültigen Sachaufklärung einen individuell berechneten Zollsatz zugeteilt bekommen, da das Unternehmen einen begründeten Antrag gestellt habe, heißt es in der Erklärung weiter.
Nach der Ankündigung der EU sprach sich die Chinesische Handelskammer in der EU (CCCEU) entschieden gegen die protektionistischen Maßnahmen aus und forderte die EU auf, auf die die Stimme der Allgemeinheit zu hören und die gemeinsamen Anliegen der Unternehmen aus China und Europa zu berücksichtigen.
Die Zölle würden die zukünftige chinesisch-europäische Zusammenarbeit in der Elektroautoindustrie vor erhebliche Herausforderungen stellen, insbesondere europäische Unternehmen, die Chinas Lieferkette in dem Bereich nutzen wollen, um weltweit wettbewerbsfähige Produkte zu entwickeln, so die CCCEU in einer Erklärung.
"Wir hoffen, dass die beiden Seiten bald eine Lösung finden werden, um Ausgleichsmaßnahmen zu vermeiden, die der für beide Seiten vorteilhaften Zusammenarbeit und der gemeinsamen Entwicklung der chinesisch-europäischen Automobilindustrie schaden", fügte die CCCEU hinzu.
Die Entscheidung der EU hat auch Kritik aus den Mitgliedstaaten und der Automobilindustrie hervorgerufen.
BMW-Chef Oliver Zipse sagte, die Einführung zusätzlicher Importzölle führe "in eine Sackgasse".
"Sie stärkt nicht die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Hersteller ", sagte Zipse, Vorsitzender des Vorstands der BMW AG. "Im Gegenteil: Sie schadet vielmehr dem Geschäftsmodell global agierender Unternehmen, schränkt das Angebot von E-Autos für europäische Kunden ein und kann damit sogar die Dekarbonisierung im Verkehrssektor verlangsamen."
Solche Maßnahmen seien ein "schwerer Eingriff in das auch von der EU propagierte Prinzip des Freihandels", fügte Zipse hinzu.
"Der Zeitpunkt der Entscheidung der EU-Kommission ist nachteilig für die derzeit schwache Nachfrage nach BEV-Fahrzeugen in Deutschland und Europa", sagte ein Sprecher von Europas größtem Autobauer Volkswagen am Donnerstag in einer Stellungnahme.
Volkswagen betonte, "die negativen Auswirkungen dieser Entscheidung überwiegen den etwaigen Nutzen für die europäische und insbesondere die deutsche Automobilindustrie".
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) veröffentlichte am Mittwoch eine Erklärung, in der es heißt, dass Anti-Subventionszölle nicht im Interesse der EU seien. "Die europäischen Anti-Subventionszölle würden nicht nur chinesische Hersteller treffen, sondern insbesondere auch europäische Unternehmen bzw. deren Joint Ventures."
Ein großer Teil der Fahrzeugimporte aus China in die EU stamme von europäischen und amerikanischen Herstellern, heißt es in der Erklärung. Die angekündigten Anti-Subventionszölle seien für europäische Unternehmen sogar noch höher als für chinesische Unternehmen.
Der Verband wies auch darauf hin, dass mittel- bis langfristig keine übermäßige Marktdurchdringung chinesischer batterieelektrischer Fahrzeuge zu erwarten sei und verwies auf Analysen, wonach sich der Marktanteil chinesischer Hersteller am gesamten Pkw-Markt in Europa voraussichtlich in einer Größenordnung von fünf bis zehn Prozent einpendeln werde.
"Die Europäische Kommission sollte auf die angekündigten Anti-Subventionszölle verzichten und eine Verhandlungslösung mit China finden", so der Verband.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller betonte, dass ein offener und konstruktiver Dialog zwischen China und der Europäischen Kommission zwingend notwendig sei, um eine Lösung zu finden. "Wir unterstützen diesen Ansatz nachdrücklich und appellieren an beide Seiten, die Verhandlungen erfolgreich ins Ziel zu bringen", sagte sie.
Die Europäische Kommission merkte an, dass sich die Konsultationen mit der chinesischen Regierung in letzter Zeit intensiviert hätten und die Kontakte auf technischer Ebene fortgesetzt würden, um eine mit der Welthandelsorganisation konforme Lösung zu finden.
Die vorläufigen Zölle, die gegenüber den zuvor bekannt gegebenen Sätzen leicht angepasst wurden, gelten für maximal vier Monate. Eine abschließende Abstimmung über die endgültigen Zölle wird von den EU-Mitgliedstaaten durchgeführt. Im Falle einer Annahme würden die Zölle für fünf Jahre gelten.
Am Donnerstag erklärte das chinesische Handelsministerium (MOFCOM), China hoffe, dass die EU mit ihm in dieselbe Richtung arbeite und die Konsultationen über die Anti-Subventionsuntersuchung der EU zu chinesischen Elektrofahrzeugen aufrichtig vorantreibe.
Die Konsultationen sollten auf Fakten und Regeln beruhen und so schnell wie möglich zu einer für beide Seiten akzeptablen Lösung führen, sagte der Sprecher des Handelsministeriums He Yadong bei einer Pressekonferenz.
(gemäß der Nachrichtenagentur Xinhua)